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Wie die Regionalkonferenzen „Quartier 2030“ wirken können | Kurzinterview mit dem Landkreis Heidenheim

Am 13. Oktober 2021 veranstalteten der Landkreis Heidenheim und das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration gemeinsam mit der FaFo im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg eine Regionalkonferenz im Rahmen der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“. Unter dem Motto „Unsere Gemeinschaften stark machen, unsere Kommunen voranbringen“ kamen rund 100 Mitwirkende und Teilnehmende aus Städten, Gemeinden, Kirchen, Vereinen und Zivilgesellschaft – wegen der Corona-Pandemie im Online-Format – zusammen, um sich über eine beteiligungsorientierte und generationengerechte Quartiersentwicklung im Landkreis auszutauschen.

 

Ein paar Jahre später blickt Frau Gertraud Jauß, Pflegekoordinatorin im Landratsamt Heidenheim und Mitorganisatorin der Regionalkonferenz, in einem Kurzinterview auf die Veranstaltung zurück und erzählt, wie daraus das Quartiersentwicklungsprojekt „Niederstotzingen. Gemeinsam. Lebenswert. Zukunft gestalten.“ entstanden ist.

 

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Frage 1: Frau Jauß, gemeinsam haben wir 2021 die Regionalkonferenz „Quartier 2030“ für den Landkreis Heidenheim veranstaltet – warum haben Sie sich dazu entschieden, das Thema Quartiersentwicklung auf Landkreisebene anzugehen?

Der Landkreis Heidenheim verfolgt mit der „Kommunalen Pflegekonferenz – Netzwerke für Menschen“ seit 2020 das Ziel, die Versorgung und Lebensqualität der Menschen im Landkreis Heidenheim auf Grundlage einer verantwortungsvollen und vorausschauenden Planung sicherzustellen. Hierbei ist die Quartiersentwicklung ein wichtiger Baustein, um sich ganz konkret vor Ort an der Gestaltung positiver Lebensbedingungen für die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen.

 

In der von Ihnen erwähnten Regionalkonferenz leitete ich einen Workshop mit dem Titel „Gemeinschaften stärken durch Quartierskümmerer“, an dem auch Herr Bürgermeister Markus Bremer aus der Stadt Niederstotzingen teilnahm. Die Schilderungen einer Gemeindeschwester weckten sein Interesse und gemeinsam arbeiteten wir in der Folge an der Idee eines Quartiersprojekts in Niederstotzingen. Wir erhielten im August 2024 eine Zusage über das Förderprogramm Quartiersimpulse durch die Allianz für Beteiligung mit der maximalen Fördersumme von 115.000 Euro.

 

Ich würde sagen, dass die Regionalkonferenz ein zündender Funke für das Projekt war. Mit Niederstotzingen als Vorzeigeprojekt ist es unser Ziel, einer generationengerechten Kommune im ländlichen Raum einen Schritt näherzukommen und in der Folge allen Städten und Gemeinden im Landkreis zu ermöglichen, von den Ergebnissen und Erfahrungen zu profitieren.

 

Frage 2: Das Quartiersentwicklungsprojekt „Niederstotzingen. Gemeinsam. Lebenswert. Zukunft gestalten.“ ist also aus der Regionalkonferenz hervorgegangen. Worum geht es in dem Projekt?

Mit dem Motto „Niederstotzingen. Gemeinsam. Lebenswert. Zukunft gestalten.“ möchten der Landkreis Heidenheim und die Stadt Niederstotzingen gemeinsam mit der Stiftung Haus Lindenhof als zivilgesellschaftlicher Partner einen auch für andere Kommunen im Landkreis beispielgebenden Quartiersentwicklungsprozess durchführen. Nach der Projektzusage starteten wir zum 1. September 2024. Seit Februar 2025 freuen wir uns darüber, die Stelle einer hauptamtlichen Quartierskoordination mit Frau Andrea Steiner besetzt zu haben. Frau Steiner soll dem Projekt ein Gesicht geben, Motor zur Vernetzung vor Ort sein, aber auch ganz konkret Menschen in ihren spezifischen Lebenslagen aufsuchen und unterstützen. Hierzu hat Frau Steiner ein Büro in der Ortsmitte neben dem Rathaus bezogen und ist somit ein zentraler Anlaufpunkt für das Projekt mitten im Herzen der Stadt. Im Sinne der Nachhaltigkeit des Projektes ist übrigens geplant, diese Stelle auch nach der Förderung fortzuführen.

 

Momentan findet eine Umfrage unter den Bürgerinnen und Bürgern statt. Ziel ist es, dass sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv in das Projekt einbringen und sich selbst für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft in ihrer Stadt engagieren. Eine erste gelungene Auftaktveranstaltung mit 160 Bürgerinnen und Bürgern aus allen Stadtteilen fand bereits statt. Im Mai werden in allen Stadtteilen Bürgergespräche stattfinden und im Juni soll in die konkrete Umsetzung von Vorschlägen durch Ideenwerkstätten gegangen werden.

 

Außerdem fand bereits ein runder Tisch der sozialen Leistungserbringer vor Ort statt, denn es gibt schon viel Gutes in Niederstotzingen. Hier gilt es, die Vernetzung vorhandener Angebote zu stärken und Versorgungslücken zu identifizieren und zu schließen.

 

Frage 3: Die Stadt Niederstotzingen fungiert als Pilotkommune und andere kreisangehörige Kommunen sollen von den Erfahrungen aus dem Projekt profitieren. Wie unterstützen Sie diese landkreisweite Vernetzung?

Die Kommunen stehen vor enormen Herausforderungen. Quartiersentwicklung ist aus unserer Sicht eine Möglichkeit, gemeinsam Antworten auf diese Herausforderungen zu finden. Der Landkreis Heidenheim möchte als aktiver Partner die Städte und Gemeinden unterstützen und besonders durch seine Möglichkeit der landkreisweiten Vernetzung dafür sorgen, dass alle Kommunen im Landkreis von den Chancen und Möglichkeiten erfahren, um ihren eigenen Weg entwickeln zu können.

 

Hilfreich ist, dass meine Stelle der Pflegekoordination sowohl die Geschäftsführung der Kommunalen Pflegekonferenz als auch das Voranbringen der Quartiersentwicklung im Landkreis Heidenheim beinhaltet. Hier kann das vorhandene Netzwerk genutzt werden und eine enge Vernetzung und Verzahnung der beiden Aufgabenbereiche „Pflege“ und „Quartier“ ist gewährleistet, wobei natürlich auch generationsübergreifend gedacht wird. Im Rahmen der nächsten Sitzung der Kommunalen Pflegekonferenz im Mai mit rund 70 Teilnehmenden werden erste Zwischenergebnisse des Quartiersprojektes in Niederstotzingen präsentiert. Ein spezieller Fachtag ist gegen Ende der Projektlaufzeit ebenfalls geplant.

 

An dieser Stelle möchte ich die gute Zusammenarbeit der Steuerungsgruppe im Projekt in Niederstotzingen erwähnen, bestehend aus dem Bürgermeister Herrn Bremer, den Vertretern aus den Fraktionen im Gemeinderat, einer Vertreterin der Stiftung Haus Lindenhof, der Quartierskoordinatorin, dem externen Prozessbegleiter und meiner Person. Wir alle werden aus unserer jeweiligen Sicht gerne anderen Städten und Kommunen bei ihren individuellen Prozessen beratend und unterstützend zur Seite stehen.

 

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Wir danken Frau Jauß ganz herzlich für das Gespräch!

 

Seit 2019 wurden bereits elf Regionalkonferenzen „Quartier 2030“ in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs durchgeführt. Die Veranstaltungen laden dazu ein, mit anderen Aktiven in der Gemeinde- und Quartiersentwicklung ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. In diesem Zusammenhang richten sich die Fachkonferenzen an alle Interessierten aus einer Region, die sich über Quartiersentwicklungsprozesse in ihren Stadtteilen und Ortschaften austauschen sowie neue Impulse für eigene Projektvorhaben aufgreifen möchten. Ein beispielhaftes Video, wie die baden-württembergischen Landkreise die Regionalkonferenzen als Anstoß für Quartiersprojekte nutzen können, finden Sie hier.

 

Die FaFo im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg übernimmt für die Landkreise die Konzeption und Organisation der Veranstaltungen, finanziert wird das Format durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration im Rahmen der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“.

 

Weitere Informationen

 

Sie haben Interesse an einer Regionalkonferenz in Ihrem Landkreis? Dann melden Sie sich gerne!

 

Kontakt

Dr. Jens Ridderbusch

Jens.Ridderbusch@stala.bwl.de

0711 641 2719

 

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