Forschungsprojekt „Ageismus – Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland“
Bilder über das Altsein und Altwerden können sich auf individuelle Lebensverläufe, die Teilhabe der älteren Bevölkerung am gesellschaftlichen Leben und den gesellschaftlich-kulturellen Fortschritt auswirken. Unter bestimmten Bedingungen können Altersbilder auch altersdiskriminierendes Verhalten begünstigen, und sie können als Rechtfertigung für Altersdiskriminierung herangezogen werden.
Ziel der im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes durchgeführten Studie „Ageismus – Altersbilder und Altersdiskriminierung in Deutschland“ ist es, eine fundierte Datengrundlage zu Vorstellungen, Einstellungen und Bewertungen der Bevölkerung in Deutschland in Bezug auf alte Menschen und die Lebensphase Alter zu schaffen. Dazu wurden 2.000 Personen ab 16 Jahren bundesweit telefonisch befragt. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 10. bis 25. Januar 2022 vom Meinungsforschungsinstitut Kantar Public durchgeführt.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
- Menschen werden früh als „alt“ angesehen
- Wenig Wissen über ältere Menschen vorhanden
- Der Blick auf ältere Menschen und die Lebensphase Alter ist ambivalent
- Ältere Generation wird von vielen als Blockierer wahrgenommen
- Ein Drittel der Befragten erwartet von Älteren, wichtige Positionen aufzugeben
- Altersbilder unterscheiden sich stark in Abhängigkeit vom Alter der Befragten
Aus diesen Ergebnissen leiten die Autorinnen der Studie die Empfehlung ab, dass öffentliche, zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Institutionen Angebote schaffen sollten, die differenziertere und komplexere Altersbilder fördern. Dazu gehören die Anpassung des Sprachgebrauchs, die Förderung von Bildungsangeboten, die Umsetzung von Kampagnen zur Sensibilisierung und die Schaffung von dialogischen Erfahrungsräumen sowie von Räumen des Austauschs.
„Die aktuelle gesellschaftliche Krisensituation birgt die Gefahr, dass Ausgrenzung, Benachteiligung und Stigmatisierung älterer Menschen zunehmen werden. Längst überholt geglaubte Altersstereotype – sei es das Stereotyp des gebrechlichen und hilfebedürftigen älteren Menschen (Covid-19-Pandemie) oder die des „Boomers“ (Klimakrise) – werden in einer durch Populismus und Fake News geprägten Atmosphäre schnell wieder aktiviert und richten sich gegen die ganze Gesellschaft. Es ist daher von hoher Bedeutung, ein gesellschaftliches Altersklima zu befördern, das ältere Menschen nicht zu Sündenböcken macht oder sie als defizitäre Fürsorgeobjekte betrachtet, sondern als Individuen mit Recht auf und Streben nach Selbstbestimmung und Entwicklung adressiert. Vom Abbau von Ageismus in den Köpfen profitieren Menschen allen Alters – körperlich, emotional und geistig. Aber auch Betriebe und die gesamte Gesellschaft, weil nur in einer altersfreundlichen Umgebung die Potentiale älterer Menschen zur Geltung kommen können. Der Abbau von Ageismus lohnt sich damit im Übrigen auch volkswirtschaftlich!“, so eine der beiden Autorinnen der Studie, Prof. Dr. Eva-Marie Kessler, Medical School Berlin.
Die vollständige Publikation zum Download sowie weitere Informationen zu den Ergebnissen und den Handlungsempfehlungen finden Sie hier.