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Praxisbeispiel

Solidarische Gemeinden im Landkreis Ravensburg
Kreis: Landkreis Ravensburg
Träger / Kooperierende Akteure:
Caritas Bodensee-Oberschwaben, Dekanat Allgäu-Oberschwaben, Landkreis Ravensburg, Kommunen Aitrach, Aulendorf, Berg, Fronreute/ Wolpertswende, Schlier, örtliche Akteure
Bevölkerung: 100.001 - 500.000
Kontakt: Maren Dronia
Leitung Solidarität im Alter

Tel.: 0176 136 256 38
E-Mail

 Beschreibung

Das Projekt richtet sich an ländliche Kommunen im Flächenlandkreis Ravensburg. Die am Projekt teilnehmenden Kommunen begeben sich auf den Weg hin zu einer Solidarischen Gemeinde, in der sich Jung und Alt umeinander kümmern und in der man gut und gerne alt werden kann. Es geht um einen langfristig angelegten Angebots- und Strukturaufbau für ein solidarisches Quartier basierend auf den jeweils festgestellten Bedarfen vor Ort (niedrigschwellige Hilfsangebote wie ehrenamtliche Fahrdienste und Besuchsdienste, Begegnungsmöglichkeiten, generationenübergreifende Angebote, Bildungsangebote, …).

 

In diesem kommunalen Entwicklungsprozess wird die jeweilige Kommune von der Caritas Bodensee-Oberschwaben begleitet, die dafür die Fachstelle Solidarische Gemeinden unterhält. Neben dieser Prozessbegleitung gibt es vor Ort in jeder Kommune eine Anlaufstelle, die mit einer hauptamtlichen Koordinierungsstelle besetzt ist, die in der Regel kommunal finanziert wird. Die Koordinierungsstelle hat unter anderem die Aufgabe, bürgerschaftliches Engagement zu fördern und die Vernetzung und Angebotsentwicklung ganz konkret zu unterstützen.

 

Anlass für die Konzeptentwicklung waren neben der fachlichen Einordnung der Notwendigkeit von Caring Communities auch Erkenntnisse aus der Beratung von (hilfebedürftigen) Seniorinnen und Senioren und deren Angehörigen, die deutlich gemacht haben, dass gerade ländliche Kommunen bei der Bewältigung des demographischen und sozialstrukturellen Wandels Unterstützung brauchen, um diesen zukunftsweisend zu begegnen. Dem liegt das Selbstverständnis von Kommunen zu Grunde, sich als Bürgerkommune zu verstehen, die ihre Bürgerinnen und Bürger beteiligt und motiviert, vom Zuschauenden zum Gestaltenden zu werden. Kernziel ist, eine Sorgekultur zu entwickeln, in der Bürgerinnen und Bürger, (soziale) Institutionen und die Kommune gemeinsam Verantwortung übernehmen, um ein gutes Älterwerden vor Ort auch in Zukunft zu ermöglichen.

 

Ziele im Überblick:

  • Stärkung der Strukturen des Zusammenlebens (Solidarität)
  • Entwicklung einer seniorengerechten, solidarischen und sorgenden Kommune
  • Aktivierung der Bevölkerung zur Übernahme von Verantwortung für die Gestaltung ihres Quartieres nach ihrem Bedarf
  • Strukturierte Vernetzung zivilgesellschaftlicher Akteure vor Ort
  • Entwicklung einer Sorgekultur in der Gemeinde („wir kümmern uns umeinander“)
  • Auf- und Ausbau generationenübergreifender niedrigschwelliger Hilfen im Vor- und Umfeld von Pflege
  • Vernetzung der Solidarischen Gemeinden auf Landkreisebene

Die Umsetzung hin zur Solidarischen Gemeinde erfolgt in jeder der ländlichen Kommunen im Landkreis in drei Umsetzungsschritten:

  1. Sondierungsphase: Einrichtung einer örtlich besetzten Steuerungsgruppe, Bedarfsanalysen, Sensibilisierung der Bürgerschaft sowie Bürgerbeteiligung in Bürgergesprächen zu den zentralen Themen, die sich als problematisch und wichtig heraus kristallisiert haben
  2. Aufbauphase: Einstieg in die Realisierung der Ergebnisse aus der Sondierungsphase: Breiter Aufruf in der Bürgerschaft, sich in Aktionsgruppen zu den jeweils vor Ort heraus kristallisierten Themen einzubringen. Entwicklung von individuellen Lösungen vor Ort. Zentral ist auch in diesem Schritt die Partizipation und Beteiligung. Die Entwicklung von Angeboten und deren Aufbau ist ausgerichtet am Engagementinteresse der Bürgerinnen und Bürger.
  3. Verstetigungsphase: Etablierung der Angebote und Maßnahmen aus der Aufbauphase und Entwicklung einer eigenen selbstorgainisierten bügerschaftlich getragenen Organisationsstruktur. Diese Struktur dient als Dach für die Aktivitäten und fördert eine nachhaltige, lokale Verankerung.

Durch die intensiven Auseinandersetzungen mit dem Konzept und den damit verbundenen Gesprächen in den jeweiligen Gemeindeverwaltungen, Gemeinderäten und Steuerungsgruppen ist das wichtige Zukunftsthema der Quartiersentwicklung hin zu einer Solidarischen Gemeinde als ein zentrales Thema für die nächsten Jahre gesetzt. Dies trägt zur Priorisierung, Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für das Thema des „guten Älterwerdens im Quartier“ bei. Hierfür war und ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in ihrem Quartier unerlässlich.

 

Die durch das Projekt angeschobenen und ermöglichten Prozesse haben keinen Endzeitpunkt und sollen sich in den beschriebenen strukturellen Entwicklungen dynamisch aufbauen, weiterentwickeln und bei Bedarf anpassen und verändern. Es ist in allen teilnehmenden Kommunen gelungen, ortsspezifische Angebote, wie beispielsweise Spieletreffs, Mittagstische oder Fahrdienste aus der Bürgerschaft heraus zu entwickeln und umzusetzen. Die Dynamik hält weiter an: Zu Beginn waren häufig Themen im Feld „Begegnung“ im Fokus. Inzwischen geht es auch um Themen wie Wohnen und Mobilität. In einigen Kommunen ist es bereits gelungen, Bürgervereine als nachhaltige Organisationsstruktur für die Solidarische Gemeinde vor Ort zu gründen.

 

Es besteht in den teilnehmenden Kommunen großes Interesse an dem Projekt. Sowohl in der Bürgerschaft als auch bei den sozialen Institutionen ist es gelungen, Interessierte zu aktivieren. Auch die Kooperation mit wichtigen Akteuren im Feld ist gelungen. Auf diese Weise wird die Vernetzung über traditionelle Einflussbereiche hinaus gefördert und neue Ideen können entstehen.

 

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