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Praxisbeispiel

Leutkircher Bürgerbahnhof eG
Kommune: Leutkirch im Allgäu
Träger / Kooperierende Akteure:
Ehrenamtlich organisierte Leutkircher Bürgerbahnhof e.G., regionale Unternehmen (Handwerker:innen, Dienstleister:innen), Bürger:innen der Gemeinde | Mitglied im Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband e.V. (BWGV)
Bevölkerung: 20.001 - 100.000
Kontakt: Bernhard Hösch (Ehrenamtlicher Vorstand der Leutkircher Bürgerbahnhof-Genossenschaft)
Tel.: 01711979188
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 Beschreibung

Ein Bahnhof bedeutet immer ein Kommen und Gehen, er ist Start- und Zielpunkt für Ausfahrten und Reisen. Ein Bahnhof ist für viele Gäste der erste und der letzte Eindruck einer Stadt. Viele ältere Leutkircher:innen haben dank ihrer Erlebnisse einen ganz besonderen Bezug zum Bahnhof. Im Leutkircher Bahnhofsempfangsgebäude gab es früher im Erdgeschoss eine Restauration, an die sich viele Bürger:innen und die Einwohner:innen sowohl direkt aus der Stadt Leutkirch als auch aus der weiteren Umgebung noch heute gerne erinnern.

 

Durch die nahezu vollständig erhaltenen historischen Räumlichkeiten kann dieses besondere Flair wieder aufleben. Die Gastronomie ist eine Einkehrmöglichkeit für Jung und Alt, ein Treffpunkt für Einheimische und Tourist:innen sowie ein Anziehungspunkt für Gäste aus Isny, Bad Wurzach, Aitrach, Kisslegg, Wangen und den bayrischen Nachbargemeinden. Für die Bahnreisenden bietet die Gastronomie warme trockene Sitzmöglichkeiten und Toiletten. Dank der guten Erreichbarkeit mit Zug, Bus und PKW und der hervorragenden Parkplatzsituation ist diese Lokalität auch für auswärtige Besucher:innen attraktiv. Die Nähe zur Altstadt lädt zu einem Spaziergang ein und sorgt somit für den Austausch der Gäste zwischen den Gastronomiebetrieben der Innenstadt und der neuen Gastronomie am Bahnhof.

 

Angebote und Umsetzungsschritte:

UG + EG: Gastronomie, Wirtshausbrauerei und Biergarten

OG: Kreativbüros – Design, Grafik, Architektur, Kommunikation

DG: Informationszentrum Nachhaltige Stadt mit Vortragssaal

 

Ein halbes Jahrzehnt nach der Eröffnung hat sich der „Bürgerbahnhof“ erfolgreich etabliert. Als zukünftige Projekte sind derzeit ein Fahrradhotel und eine Verleihstation im Bereich der E-Mobilität angedacht. Zudem soll das Dachgeschoss barrierearm umgebaut und der Zugang zum Nachhaltigkeitszentrum, welches heute mehr Aktualität denn je hat, mit einem Aufzug versehen werden.

 

Nachdem sich das „Leutkircher Modell“ so erfolgreich bewährt hat, haben sich bis heute etliche andere Bürgerinitiativen bei der Umsetzung ihrer Projekte an diesem Beispiel orientiert. So diente der Leutkircher Bürgerbahnhof unter anderem als Basis für den Bürgerbahnhof Sulzfeld sowie den Bürgerbahnhof Cuxhaven. In der Gemeinde Wedel konnte das Gebäude der Stadtbücherei nach dem Vorbild des Leutkircher Bürgerbahnhofes erhalten werden. Die Initiator:innen des Bürgerbahnhofs gründen derzeit eine neue Bürgergenossenschaft, die zum Ziel hat in einem alten Brauereigebäude eine kleine Brauerei, Bäckerei, Brennerei und einen Dorf- und Genossenschaftsladen zu etablieren.

 

Sowohl die Arbeit der Aufsichtsrät:innen als auch der Einsatz der Vorstände erfolgt im Ehrenamt. Die Genossenschaft ist eine demokratische Gesellschaftsform. Jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig von der Höhe der Kapitalbeteiligung. Dies schützt vor der Dominanz Einzelner und sichert die Unabhängigkeit von externen Interessen. Das Genossenschaftsmodell hat nicht die Gewinnmaximierung zum Ziel, sondern den Satzungszweck „Hilfe zur Selbsthilfe“ – sprich die Erhaltung des Leutkircher Bahnhofsempfangsgebäudes. Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele. Vor allem bedeutet dies jedoch, dass jedes Mitglied ein Stück des Bürgerbahnhofes sein Eigen nennen kann. Der Slogan der Bürgerbahnhof-Genossenschaft lautet: „Bewahren Sie ein Stück Heimat – gestalten Sie ein Stück Zukunft. Bürger:innen aus Stadt und Land nehmen ihre Daseinsfürsorge selbst in die Hand“.