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Veranstaltungsrückblick

27./ 28. Juli 2021 | 4. Landesfachtag Quartiersentwicklung

„Quo vadis Quartier? – Innovationen und Strategien für die Quartiersentwicklung“„Es geht darum, innovative Ansätze kennenzulernen, wie wir unsere Quartiere für die Zukunft aufstellen. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch.“ Mit diesen Worten eröffnete Manne Lucha MdL, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, den vierten Landesfachtag Quartiersentwicklung, der am 27. und 28. Juli 2021 digital stattfand. Unter dem zukunftsorientierten Motto „Quo vadis Quartier? – Innovationen und Strategien für die Quartiersentwicklung“ hatte das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gemeinsam mit der FamilienForschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt zum Fachtag eingeladen, der mit über 400 Teilnehmenden und Mitwirkenden auf großes Interesse stieß.

 

An den beiden Veranstaltungstagen wurde die Zukunft der Quartiersentwicklung weitergedacht und der Blick nach vorne gerichtet. Dazu wurde auf Plenumsveranstaltungen verzichtet und der Fokus stattdessen auf vielfältige Fachforen gerichtet. Neben dem fachlichen Austausch in den Online-Foren gab es im digitalen Quartierssalon die Möglichkeit, für persönliche Gespräche mit einzelnen Kolleginnen und Kollegen in privaten Videokonferenzen zusammenzukommen. Dort konnten zudem aktuelle Informationen aus dem Netzwerk der Landesstrategie abgerufen und die Mittagspause mit musikalischer Unterhaltung verbracht werden. So umfasste der Landesfachtag eine gemeinsame Einführung, ein vielfältiges Begleitprogramm sowie 22 Online-Foren zu 10 verschiedenen Themen, in denen Erfahrungen ausgetauscht und neue Ideen und Projekte präsentiert wurden. Mehr zu den Online-Foren finden Sie weiter unten auf dieser Seite.

Wir danken allen Mitwirkenden herzlich dafür, dass Sie zum Gelingen des vierten Landesfachtags Quartiersentwicklung beigetragen haben!

 Online-Foren

Das Forum 1 widmete sich dem Thema „Vielfalt im Quartier“ und wurde von Katrin Ballandies, LAG Mehrgenerationenhäuser Baden-Württemberg, moderiert. Unter der Fragestellung „Wie kann ein bereicherndes vielfältiges Zusammenleben im Quartier gelingen?“ kamen Frau Aeffner, Frau Laux und Frau Paraschaki zu einer lebhaften Diskussionsrunde zusammen. Die Expertinnen waren sich einig: Integration ist ein Querschnittsthema, deshalb muss die Quartiersentwicklung Gelegenheitsstrukturen sowie Begegnungsräume schaffen, die die Bewohnerinnen und Bewohner eines Quartiers miteinander in Kontakt bringen, Vorurteile oder Konkurrenzdenken abbauen und Anlässe herstellen, Gemeinschaft zu erleben und solidarisch zu handeln.

 

Forum 2 „Altern und Pflege auf neuen Wegen“, moderiert von Dr. Jens Ridderbusch, FamilienForschung, näherte sich dem Thema Innovationen bei der Teilhabe und Versorgung älterer Menschen aus vier unterschiedlichen Richtungen. Berichtet wurde (1.) von stationären Pflegeeinrichtungen, die gezielt ihre Quartiere mit einbeziehen wollen und hierzu Konzepte entwickeln, (2.) von ambulanten Diensten, die mit Innovationsteams im Rahmen eines transnationalen EU-Projekts an Veränderungen arbeiten, (3.) von den mittlerweile über 300 ambulant unterstützten Wohnformen in Baden-Württemberg sowie (4.) von Innovationspotentialen durch Digitalisierung in der Pflege und Sorge für ältere Menschen. Ein gemeinsames Fazit der Beteiligten war: Es braucht einen regelmäßigen Austausch über Innovationen in diesem Bereich. Und es ist zu prüfen, wie dauerhaft eine höhere Innovationsfähigkeit im Sorge- und Pflegebereich institutionalisiert werden kann. Ein erster Schritt könnte ein Innovationsbudget für Einrichtungen und Dienste der Altenpflege sein, um abseits des dominierenden Tagesgeschäfts auch Experimentierraum für Verbesserungen zu schaffen.

 

In Forum 3 „Digitalisierung in der Quartiersarbeit“, moderiert von Prof. Dr.-Ing. Christophe Kunze von der Hochschule Furtwangen, wurde sichtbar, dass die digitale Gemeinwesenarbeit durch die Corona-Pandemie in der Quartiersarbeit angekommen ist und erste Erfolge nach sich zieht. Wesentliche Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die Digitalisierungsprozesse vor allem Geduld und entsprechende personelle Ressourcen sowohl für deren Vorbereitung als auch deren Begleitung erfordern. Allerdings gibt es nach wie vor sehr viele offene Fragen, wie zum Beispiel „Wie können ältere Menschen an die digitale Teilhabe herangeführt werden und was braucht es dafür?“.

 

Dr. Annika Reifschneider vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband moderierte Forum 4 zum Thema „Nachhaltige Finanzierung“, in dem sich Prof. Dr. Uwe Fachinger, Nicola Seitz, Martin Schröpel, Sarah Latif, Andrej Schindler und Nina Gladen austauschten. Ein Fazit des Forums lautet: Um Quartiersprojekte nachhaltig zu finanzieren und abzusichern, müssen die Rahmenbedingungen und Bedarfe vor Ort abgeklärt werden. Entscheidend ist außerdem die Festlegung der Ziele, sowohl in Hinblick auf die umzusetzenden Maßnahmen als auch auf die Finanzierung der Quartiersarbeit. Wer soll an der Finanzierung und am Prozess beteiligt werden?

 

Das Thema „Quartiersentwicklung in ländlichen Räumen – immer gleich?“ wurde in Forum 5 behandelt und durch die Vertreterinnen des GKZ.QE, Anja Feyhl, Claudia Peschen, Nicole Saile, Anna Staffa sowie Lisa Frauhammer, moderiert. Im Forum wurden folgende Herausforderungen für die Quartiersarbeit im ländlichen Raum identifiziert: Finanzielle Nachhaltigkeit, Aktivierung, Akzeptanz für neue Modelle, Infrastruktur, Kooperationen, einschließlich interkommunaler Zusammenarbeit, sowie Kümmererinnen und Kümmerer. Anschließend folgte eine Diskussion möglicher Herangehensweisen zur Bewältigung dieser Herausforderungen.

 

„Quartier als Gemeinschaftsaufgabe“ lautete der Titel von Forum 6, moderiert durch Dr. Andrea Keller und Angela Hantke vom Lehn von der Quartiersakademie. Eine handlungsfeldübergreifende Quartiersentwicklung kann nur durch die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft auf den Weg gebracht werden. Dazu wurden im Forum einige Gelingensfaktoren identifiziert: Ausreichend Zeit, ein regelmäßiger Austausch der verschiedenen Ebenen, strukturell geregelte sowie transparente Informationswege, abgeklärte Rollen und eine Vertrauensbasis aller Beteiligten.

 

Das Forum 7 „Starke Kinder im Quartier“, das von Michael Wolff aus dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg moderiert wurde, stellte sich die Frage, wie sich die Teilhabe- und Verwirklichungschancen von Kindern im Quartier verbessern lassen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem „Schulterschluss“ zwischen Quartiersentwicklung und Armutsprävention. Im Zuge dessen wurden verschiedene Praxisbeispiele sowie der Ansatz der Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut vorgestellt. Es wurde deutlich, dass für eine erfolgreiche Umsetzung der Ansätze eine stärkere Sensibilisierung für Armutssituationen notwendig ist und gut zugängliche Orte der Begegnung für alle Kinder geschaffen werden müssen.

 

Thorsten Gabor von der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung Baden-Württemberg führte durch das Forum 8 zum Thema „Junge Menschen gestalten ihr Quartier“. Es wurde sichtbar, dass Jugendliche ihren Stadt- oder Ortsteil nur dann aktiv mitgestalten können, wenn in den Quartieren die notwendige Haltung sowie entsprechende Strukturen und Methoden zu einer geeigneten Umsetzung der Beteiligungsformate vorhanden sind. Damit ist gemeint, dass junge Menschen aktiv in die Quartiersentwicklung miteinbezogen, passende Begleitungsmöglichkeiten angeboten und sowohl anlassbezogene als auch netzwerkbezogene Partizipationsmöglichkeiten geschaffen werden müssen.

 

In Forum 9 wurden die „Perspektiven für die Quartiersentwicklung“ besprochen. Marina Leibfried aus Freiburg leitete das Forum, das sich der Weiterentwicklung der Quartiersentwicklung vor Ort sowie der Fortschreibung der Landesstrategie widmete. Es wurde diskutiert, wie die Quartiersentwicklung durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit beworben werden kann, um deren Lösungspotenzial und Mehrwert für die Kommunen hervorzuheben. Zudem sollte die Quartiersarbeit ihren Projektcharakter verlieren und eher als langfristiger Strukturaufbau verstanden werden.

 

Lisa Weis, Initiative Allianz für Beteiligung, moderierte das Forum 10 „Denkraum Quartier“, in dem sich die Teilnehmenden zu Themen, Fragen und Herausforderungen in der Quartiersarbeit austauschten, um ihre Projekte gemeinsam voranzutreiben. Für zwei konkrete Fragestellungen, die Nutzung eines neuen Gemeinschaftsraums (1.) sowie eine stärkere Ausrichtung der Quartiersarbeit auf Inklusion (2.), entwickelten die Teilnehmenden in drei Workshop-Runden geeignete Lösungsansätze.