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Netzwerk gegen Einsamkeit im Alter | Kurzinterview mit dem Verein Silbernetz e.V.

Silbernetz bahnt einsamen Menschen ab 60 Jahren bundesweit Wege aus der Isolation. Es ermöglicht die anonyme Kontaktaufnahme, vertrauliche Gespräche, den Aufbau persönlicher Verbindungen und hilft dabei, passende Angebote im Umfeld zu finden. Das Angebot besteht aus drei Bausteinen zur Kontaktaufnahme:

  • Silbertelefon: Einfach mal reden bei Bedarf – täglich von 6 bis 22 Uhr unter der Rufnummer 0800 4 70 80 90
  • Silbernetz-Freundschaft: Regelmäßige Telefongespräche mit einer von Silbernetz vermittelten ehrenamtlichen Person
  • Silberinfo: Informationen zu Angeboten in der Nähe

Weitere Informationen finden Sie hier.

 

Silbernetz ist ein Angebot des gemeinnützigen Vereins Silbernetz e.V., das Netzwerk gegen Einsamkeit wurde 2014 in Berlin gegründet. In einem kurzen Interview hat uns die Gründerin Elke Schilling von ihrem Verein, dem Einfluss der Pandemie auf ihre Arbeit sowie der Gestaltung von Angeboten gegen Einsamkeit berichtet.

 

1. Frau Schilling, warum wurde Silbernetz ins Leben gerufen?

Es war unter anderem der einsame Tod eines alten Nachbarn, der die intensive Recherche nach Möglichkeiten geschützter Kontaktaufnahme auslöste, die schließlich nach England führte. Dort gab es seit 2013 die Silver Line Helpline, die schon 2014 englandweit erreichbar war. Dank der freundlichen Offenheit der Mitarbeiterinnen in London konnten wir dieses Modell – zunächst auf Berlin – übertragen und 2020 das Angebot deutschlandweit ausbreiten.

 

2. Inwiefern hat sich der Bedarf für das Angebot von Silbernetz vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verändert?

Die Pandemie führte dazu, dass wir im März 2020 die 0800 4 70 80 90 deutschlandweit freischalteten und dann auch Ehrenamtliche aus ganz Deutschland sowohl als Telefonistinnen und Telefonisten als auch als Silbernetz-Freundinnen und -Freunde einsetzen konnten. Zu unseren bisherigen Anrufenden, die meist schon lange mit ihren Einsamkeitsgefühlen lebten, kamen die durch die Lockdowns von gewohnten Kontakten abgetrennten Menschen hinzu und ganz viele Männer, die vorher nie über ihre Einsamkeit gesprochen hätten.

 

3. Was gilt es bei der Initiierung von Angeboten gegen Einsamkeit aus Ihrer Sicht zu beachten?

Etwa jeder dritte ältere Mensch weiß – aus unterschiedlichen Gründen – nicht, welche Angebote es in seinem Wohnumfeld gibt, um wieder in Kontakt zu kommen oder notwendige Unterstützung zu finden. Gegen diese Informationsarmut muss niedrigschwellig und dennoch kreativ vorgegangen werden, zum Beispiel mit Silbernetz, der Silberinfo. Und es gibt Ältere, die aus anderen unterschiedlichen Gründen nur sehr ungern Fremde in ihre letzte Zuflucht – ihre Wohnung – einlassen, selbst aber kaum noch herauskommen (können). Auch diese brauchen Vertrauen bildende Brückenangebote wie Silbernetz, um dem eigenen Bedürfnis angemessen und dennoch geschützt in (Erst-)Kontakt gehen zu können.

 

Wir danken Frau Schilling ganz herzlich für die Beantwortung unserer Fragen!

 
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