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Praxisbeispiel

Diglusiver Alter Eselsberg
Kommune: Ulm
Träger / Kooperierende Akteure:
Stadt Ulm, Oberlin e.V.
Bevölkerung: 100.001 - 500.000
Kontakt: Simone Kottmann (Stadt Ulm, Fachkoordination Sozialraummanagement)
Tel.: 0731 161 5379
E-Mail

 Beschreibung

Im Rahmen des Projekts werden analoge und digitale Lösungen im Quartier verknüpft, um aktuelle, insbesondere durch die Corona-Pandemie verursachte Herausforderungen in der sozialen Arbeit anzugehen und die digitale Kluft in der Gemeinschaft zu überwinden. Unter dem Motto „so analog wie möglich (im persönlichen Kontakt zu den Menschen) – so digital wie nötig“ werden neue Formen professionellen Handelns erprobt sowie benachteiligte Personengruppen gezielt beim Erlangen digitaler Kompetenzen unterstützt.

 

Der Alte Eselsberg in Ulm soll „diglusiv“ (inklusiv und digital) werden. Dazu werden die raumbezogenen Fachdienste zu Kümmerer:innen vor Ort und die bestehende Quartierszentrale zu einem diglusiven Begegnungsort weiterentwickelt. Durch die quartiersorientierte Digitalisierung entstehen nachhaltige Sorgestrukturen, die sukzessive auch auf andere Quartiere übertragen werden können. Eines dieser niederschwelligen Angebote ist die digitale Sprechstunde. Geschulte Ehrenamtliche, sogenannte Digitalmentor:innen, geben in Präsenz Antwort auf Fragen rund um Handy, Tablet und Co. Bürger:innen aus dem Stadtteil, die Unterstützung in der digitalen Welt suchen, können sich hier beraten und anleiten lassen. Die Sprechstunde startete mit einer vom Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung Ulm (ZAWiW) ausgebildeten Digitalmentorin. Mittlerweile besteht das Team aus fünf geschulten Digitalmentorinnen, die die digitale Sprechstunde zweimal im Monat anbieten. Dadurch wurde ein verlässliches und regelmäßiges Angebot geschaffen, zu dem regelmäßig interessierte Bürger:innen kommen.

 

Im Jahr 2021 wurde außerdem ein Mikroprojekt unter dem Titel Geschichten vom Eselsberg“ realisiert, das zur Stärkung der Stadtteilidentität beitrug und spielerisch digitale Aspekte miteinbezog. Das Mikroprojekt rief die Bürger:innen des Eselsbergs auf, ihre Geschichten und Erinnerungen zu erzählen und historische Fotos des Stadtteils einzureichen. Die Bilder und Texte wurden in einer Open-Air-Ausstellung im Großformat (je Bild 2x3 Meter) präsentiert. Die Ausstellung wurde durch Augmented Reality erweitert, d.h. durch eine App konnten virtuell noch viel mehr eingereichte Fotos im öffentlichen Raum betrachtet werden. Ergänzend fanden ein digitales Erzählcafè, eine Ausstellungseröffnung vor Ort und eine Stadtteilrallye für Kinder statt. 

 

Das Projekt Diglusiver Alter Eselsberg lebt von der Verknüpfung verschiedener Themenbereiche. So arbeitet es auch eng zusammen mit dem ebenso am Eselsberg ansässigen Projekt „Demenz im Quartier“ und beide Projekte profitieren von den daraus entstehenden Synergieeffekten. Im Falle der Geschichten vom Eselsberg fand ein Stadtteilspaziergang mit Besuch der beschriebenen Ausstellung für Menschen mit Demenz und deren Angehörige statt – denn Erinnerung und Identifikation mit dem Stadtteil sind wichtige Themen für die Teilhabe von Menschen mit Demenz. 

 

Die Quartierszentrale betreibt darüber hinaus ein smart urban gardening Projekt. In unmittelbarer Nähe wurde ein Hochbeet aufgestellt, das mit digitaler Sensorik arbeitet (Messung von Bodenfeuchtigkeit, Temperatur etc.) und sich durch Photovoltaik und Wassertank mit Regenwasser selbst versorgt. Gemeinsam mit der Bürgerschaft wird bepflanzt, gegärtnert und geerntet. Im Februar 2022 startete eine dreiteilige, virtuelle Gesprächsstunde zu den Themen „Gesund Altern“, „Ehrenamt“ und „Demenz“. Für jedes Thema wurden Referierende eingeladen, die ein kurzes Impulsreferat hielten und dann mit den Teilnehmenden ins Gespräch kamen. Interessierte, die den Zugang zur Online-Veranstaltung nicht alleine bewältigen konnten, wurden unterstützt, um auch hier die digitale Teilhabe zu fördern. Die Reihe wird weitergeführt. Ebenfalls im Februar wurde die Ausstellung „Gesund Altern@bw“ – die die digitale Zukunft im Gesundheitswesen zum Thema hat – vor der Quartierszentrale gezeigt. Die digitale Krankmeldung oder die digitale Patientenakte werden hier auf Roll-Ups erklärt. Weitere Informationen können durch das Scannen des QR-Codes erhalten werden. Zudem wurde der bestehende Arbeitskreis „Lebensqualität im Alter“ dazu motiviert sich in den Lebensräumen für Jung und Alt zu treffen, um neue Mithelfende zu finden. Es wurden erneut Aktivitäten, die durch Corona eingestellt werden mussten, geplant. So wird zum Beispiel ein Gesprächscafé stattfinden bei dem sich die Digitalmentor:innen vorstellen können. Somit kann in die Bürgerschaft hinein Werbung für die digitale Sprechstunde in der Quartierszentrale gemacht werden und die Beteiligung am Projekt gefördert werden.

 

Die Öffentlichkeitsarbeit der Quartierszentrale wird ebenfalls durch digitale Tools ergänzt: Im Schaufenster der Quartierszentrale befindet sich ein Visu-Screen/Bildschirm, der gesammelt aktuelle Termine und Angebote im Sozialraum Eselsberg aufzeigt. Dafür konnte eine ehrenamtliche Person gefunden und geschult werden, die mit Unterstützung der Quartiersmanagerin für die Aufbereitung der eingestellten Informationen zuständig ist. Die Plattform „nebenan.de“ wird zur Suche von Ehrenamtlichen genutzt und um auf die Veranstaltungen in der Quartierszentrale aufmerksam zu machen. Hierüber konnten beispielsweise für eine Stadt-Putzete mehrere Personen gefunden werden. Die Quartierszentrale arbeitet auch eng mit „Engagiert-in-Ulm“ zusammen, beispielsweise bei der Entwicklung der Datenbank für Kurzzeitengagements „Kurz und gut“. Sie bietet dort auch selbst Möglichkeiten an, sich kurzzeitig zu engagieren, wie beispielsweise zur Unterstützung des regelmäßig stattfindenden Nachbarschaftscafés oder des bundesweit stattfindenden Digitaltags. Im Rahmen der „EngagierDich-Woche“ wurde im März 2022 eine Ehrenamtsstation mit einem Quiz rund um den Eselsberg durchgeführt, bei dem auf die verschiedenen Engagementmöglichkeiten am Eselsberg aufmerksam gemacht werden konnte. Das Quiz konnte sowohl per Hand als auch mithilfe eines QR-Codes online ausgefüllt werden. 

 

Im Sommersemester 2022 ist vom Institut für Psychologie und Pädagogik – Abteilung Entwicklungspsychologie von Prof. Dr. Daniel Zimprich eine Erhebung von pflegenden Angehörigen geplant, um den Bedarf am Eselsberg festzustellen. Für die nächste Ausgabe des „ESELSBERG Magazins“ ist eine Übersicht über das Thema Demenz und Sorgestrukturen geplant, bei dem sich alle relevanten Akteure, die zum Thema Demenz und/oder pflegende Angehörige am Eselsberg aktiv sind, vorstellen werden. Diese Angebote werden dann in einer Broschüre genauer ausformuliert und sowohl digital als auch in Papierform an die Bürgerschaft verteilt. Damit kann der tatsächliche Bedarf (durch die Erhebung) mit den vorhandenen Angeboten verglichen werden. Für den Sommer ist eine Geo-Caching-Aktion für Kinder und Senior:innen geplant, ebenso wie eine regelmäßig stattfindende digitale Sprechstunde zu Fragen und Ressourcen rund um den Eselsberg. Im Herbst können die Bürger:innen in einer Zukunftswerkstatt ihre eigenen Ideen und Zukunftsvorstellungen miteinbringen.

 

Das Projekt wird durch das Förderprogramm „Quartiersimpulse“ im Rahmen der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ unterstützt.